10. Februar – wir erinnern uns an Anna Ebermann
8. Februar 2016
An einem Haus in Berlin-Weißensee, dem letzten Wohnort, erinnert eine Gedenktafel an eine mutige Frau, die sich mit Worten und Taten dem deutschen Faschismus entgegenstellte. Und in Berlin-Hohenschönhausen trägt eine Straße ihren Namen: Anna Ebermann, am 10. Februar 1891 als Anna Ziegler hineingeboren in eine Arbeiterfamilie in Rottenbauer, einem Ortsteil von Würzburg. Sie heiratete nach Berlin und hatte mit ihrem Ehemann, einem gelernten Bäcker, drei Kinder. Seit 1931 Mitglied der KPD unterstützte sie nach 1933 gemeinsam mit ihm den antifaschistischen Widerstand, stellte ihre Wohnung für illegale Treffs zur Verfügung, half jüdischen Freunden. Tochter und Schwiegersohn gehörten zur Widerstandsgruppe um Herbert Baum.
Im Frühjahr 1943 verbrachte Anna Ebermann einen Urlaub in ihrem Geburtsort. Unter dem Eindruck des Bombenkrieges und der Niederlage bei Stalingrad äußerte sie sich am 30. April in einem Lokal gegenüber Bewohnern des Ortes abfällig über Hitler und seinen Krieg, versuchte, einigen Frauen begreiflich zu machen, dass die Niederlage Hitlers nicht Chaos sondern den Anfang eines neuen, besseren Deutschlands bedeutet. Sie wurde von der zwölfjährigen Tochter des Wirtes denunziert, am 6. Mai 1943 von der Gestapo verhaftet und in das Untersuchungsgefängnis Würzburg eingeliefert und von dort nach Berlin-Moabit überführt. Anna Ebermann wurde am 19. November 1943 vom so genannten Volksgerichtshof wegen „Wehrkraftzersetzung in Verbindung mit Vorbereitung zum Hochverrat“ zum Tode verurteilt. Das Urteil wurde am 17. März 1944 in der Hinrichtungsstätte Berlin-Plötzensee vollstreckt. Die letzten Monate in der Todeszelle waren für Anna Ebermann besonders schwer wegen der Ungewissheit über das Schicksal ihrer Kinder. Diese erlebten die Befreiung vom Faschismus.
In ihrem letzten Brief an die Familie, geschrieben am Tag ihrer Hinrichtung, ist zu lesen: „Mein letzter Atemzug gehört Euch, meine Lieben alle … Meine lieben guten Kinder, nehmt Euch viel Eures Papas an, damit er darüber hinwegkommt und Euch noch lange erhalten bleibt. Erzieht Eure Kinder zu ordentlichen Menschen.“
Die Schriftstellerin Elfriede Brüning hat Anna Ebermann ein kleines literarisches Denkmal gesetzt („‚Wegen sowas.‘ Wegen sowas?“, Neues Deutschland vom 11./12. September 1993, Seite 9).