9. September – »Tag der Opfer des Faschismus«

27. August 2018

Der „Tag der Opfer des Faschismus“ war der erste gesamtdeutsche Gedenktag für die Opfer – für alle Opfer und Verfolgten – des Naziregimes. Überlebende der Konzentrationslager und Haftstätten hatten ihn bereits wenige Wochen nach der Befreiung angeregt, so dass schon am zweiten Sonntag im September 1945 – es war der 9. September – der erste berlinweite Gedenktag stattfinden konnte. In Weißensee wird der „Tag der Opfer des Faschismus“ erstmalig am
8. September 1945 begangen. KPD, SPD und CDU veranstalteten gemeinsame Gedächtniskundgebungen an den Grabstätten antifaschistischer Widerstandskämpfer. In allen Schulen finden Feierstunden statt. – Damals war man sich einig: Nie wieder Krieg! Nie wieder Faschismus!

Mit Beginn des Kalten Krieges – und endgültig nach den deutsch-deutschen Staatsgründungen – teilte sich das bis dahin von einem breiten antifaschistischen Konsens getragene Gedenken in zwei unterschiedliche Gedenkkulturen. In der DDR zum offiziellen Gedenktag erhoben, wurde der zweite Sonntag im September in der Bundesrepublik aufgegeben. Es blieb Basisinitiativen überlassen, an diesem Tag an die Opfer des Faschismus zu erinnern. Seit 1990 wurde diese Tradition in Berlin als „Tag der Erinnerung, Mahnung und Begegnung“ fortgeführt.


Denkmal am Weißensee
 
 
 
Wir treffen uns bereits am
Freitag, dem 7. September, 18.00 Uhr
zu unserem traditionellen
Gedenkmeeting am „Denkmal für die antifaschistischen Widerstandskämpfer“
am Weißensee.

 
 

Zur Geschichte des „Tages der Opfer des Faschimus“ siehe hier >>>

Mit zunehmendem historischen Abstand aber wurde und wird das Interesse an einem Gedenken und Erinnern immer geringer. Antifaschisten füllen an diesem Sonntag im September keine Plätze mehr wie den Lustgarten, das Marx-Engels-Forum oder das Tempelhofer Feld. – Der Zeitgeist setzt andere Prioritäten.

Wir sehen uns – und das nicht nur im eigenen Land – mit vielfältigen Krisenprozessen konfrontiert: einer Verwertungskrise des Kapitals zum Beispiel, einer Vertrauenskrise in das demokratische System, sozialen Spannungen und Krisenprozessen in den internationalen Beziehungen. Vielfach wird der Ruf nach einer „Neuordnung“ laut.

Wir erleben den Schulterschluss von Neonazis aller Couleur, rechten Hooligans und einer – wie es zur Selbsttäuschung so schön heißt – demokratisch gewählten Partei, wie in Chemnitz, wenn es gegen Ausländer, Linke, die Medien, die demokratische Verfasstheit des Staates geht. – In welche Katastrophe „demokratisch gewählter“ Nationalismus und Rassismus führen, haben die Jahre 1933 bis 1945 gezeigt.

Wer sich heute bewusst neben jemanden stellt, der Ausländer jagt und den Hitler-Gruß zeigt, identifiziert sich und darf sich nicht wundern, selbst Rassist oder Nazi genannt zu werden. Diejenigen, die nur aus Wut über Entscheidungen handeln und keine Neigung zum Rechtsextremismus haben, müssen sich sehr genau überlegen, wo sie mitlaufen.

International erweisen sich Nationalismus und Protektionismus als Feinde einer demokratischen und friedlichen Entwicklung. Die Ausbreitung autoritärer, autokratischer und rechtspopulistischer Regime fördert die Entstehung einer neuen Weltunordnung.

Wachsende Instabilität und die zunehmende Bereitschaft, die eigenen Interessen mit militärischer Gewalt durchzusetzen, prägen das internationale geschehen. Die Folge: Nie sind so viele Menschen auf der Flucht gewesen,
68,5 Millionen. Sie mussten ihre Heimat verlassen, weil dort Krieg und Bürgerkrieg herrschen.

Mahnen zwei Weltkriege, an deren Ausbruch Deutschland maßgeblich beteiligt war, nicht ausreichend?

Wir schließen uns den Forderungen der Friedensbewegung an:
• EU-Militarisierung beenden!
• Atomwaffen abschaffen!
• Den Flächenbrand im Nahen Osten stoppen!
• Rüstungsexporte stoppen!
• Keine Kampfdrohnen und keine Großdrohnen!
• Für Solidarität mit Migrant*innen und eine humane Flüchtlingspolitik!
• Nazis entgegentreten und Rassismus bekämpfen!

Die Berliner VVN stellt den diesjährigen „Tag der Erinnerung und Mahnung“ unter das Motto „Kein Schlussstrich“. Das meint zum einen: Widerstand gegen eine 180° Wende in der Geschichts-, Gedenk- und Erinnerungspoltik. Und das meint zum anderen – und immer noch aktuell – vor allem: kein Schlussstrich unter die Aufklärung der Morde des NSU.

[HS]