Gegen das Vergessen
23. Januar 2021
Am 27. Januar 1944 endete die Leningrader Blockade, nach endlosen 871 Tagen. Die Einschließung der Stadt durch die deutschen Truppen mit dem Ziel, die Leningrader Bevölkerung systematisch verhungern zu lassen, gilt als eines der eklatantesten Kriegsverbrechen der deutschen Wehrmacht während des Kriegs gegen die Sowjetunion. Schätzungen gehen von etwa 1,1 Millionen zivilen Bewohnern der Stadt aus, die infolge der Blockade ihr Leben verloren. Die meisten dieser Opfer verhungerten.
Am 27. Januar 1945 befreite die Rote Armee das Vernichtungslager Ausschwitz. Sie fand noch etwa 7.500 Häftlinge vor, in einem lebensbedrohlichen Zustand. Heute gehen Forscher davon aus, dass mindestens 1,3 Millionen Menschen nach Auschwitz deportiert wurden. 1,1 Millionen von ihnen starben. Etwa eine Million der Getöteten waren Juden. Außerdem kamen mindestens 70.000 Polen, 21.000 Roma, 14.000 sowjetische Kriegsgefangene sowie 10.000 Tschechen, Belarussen …
Seit 1996 ist deshalb der 27. Januar in Deutschland ein Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus mit dem Anspruch, als bundesweiter gesetzlich verankerter Gedenktag an alle Opfer des Faschismus zu erinnern. Und die Vereinten Nationen erklärten den 27. Januar im Jahr 2005 zum Internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust.
Der deutsch-jüdischer Schriftsteller und Journalist Rudolf Hirsch (1907 – 1998), der den Faschismus im Exil in Palästina überlebte, schrieb auch über die Auschwitzprozesse. Hier ein Auszug aus dem Bericht von der Ortsbesichtigung am 14.-16. Dezember 1964:
„Wir kommen in dicken Wintermänteln, mit Pelzmützen und Handschuhen an, und wir fahren in Autos und Autobus zum Stammlager Auschwitz. Wir sehen die düsteren, engen Ziegelbauten. Dann fahren wir in das etwa sechs Kilometer entfernte Lager Auschwitz-Birkenau, geplant und gebaut für hunderttausend Häftlinge. Wir gehen über die Rampe zu den Trümmern der Krematorien, zu den Scheiterhaufen. Und es friert uns. Und wir sind froh, als wir wieder hinausgehen. Es ist kalt. Und wir schämen uns.
Unsere Mütter, Väter, unsere Schwestern und Brüder, unsere Kinder lebten und starben hier. In dünnen Kleidern, in Holzpantinen, täglich den Tod vor Augen, täglich die grausigen Flammen aus den Schornsteinen der Krematorien. Täglich das Anrollen der Züge aus ganz Europa. Und immer mehr Menschen.
Auschwitz, etwa dreißig Kilometer von Katowice und siebzig Kilometer von Kraków, war das Ende ihres Lebens.“
Zitiert nach: R. Schuder, R. Hirsch, „Nr. 58866: »Judenkönig«. Das Leben des Kurt Julius Goldstein“,
verlag für berlin-brandenburg, Berlin 2009, S.184
Mitglieder der Kreisvereinigung Weißensee-Hohenschönhausen der VVN-BdA treffen sich zu Gedenken und mahnender Erinnerung an die Opfer
am 27. Januar, 15:20 Uhr auf dem
Jüdischer Friedhof Weißensee, Herbert-Baum-Straße 45, 13088 Berlin
Es wird einen kurzen Redebeitrag geben, Blumen können niedergelegt werden.
Die Berliner VVN-BdA erklärt: >>> Auch am 27. Januar – Kein Gedenken an die Opfer des Naziregimes zusammen mit der AfD! Update 2021. Ein gemeinsames Innehalten, Gedenken und Erinnern mit Vertreter*innen einer Partei, deren Parteiführung und Funktionär*innen immer wieder die Verbrechen der Wehrmacht relativieren, in NS-Gedenkstätten provozieren und das Erinnern an den NS als „Verengung der deutschen Erinnerungskultur“ (Grundsatzprogramm der AfD) begreifen, ist eine Zumutung, schwer aushaltbar und eigentlich ausgeschlossen.