Aus Erinnern kommt Haltung
13. Januar 2024
In der damaligen Halbmonatszeitschrift der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes „Unser Appell“ findet sich in der Doppel-Nummer 3/4 vom
10. September 1947 auf den Seiten 15f. ein Beitrag von Heinz Galinski, in dem er der Frage nachgeht, „ob die Juden wirklich nur Opfer der Naziverfolgung [waren], der sie sich willenlos auslieferten, oder … nicht auch Kämpfer gegen das System und mit allen Mitteln bestrebt, aktiven Widerstand zu leisten“. Viele von ihnen hätten erstaunlichen Widerstand geleistet, auch in den KZ, auch in Auschwitz. Die „jüdischen Widerstandsgruppen in Auschwitz … haben sich in engster Zusammenarbeit mit den politischen deutschen Häftlingen sowie mit den verschiedenen ausländischen Gruppen bewährt.“ Eine polnische Gruppe wird erwähnt, eine tschechische, eine österreichische, eine illegale Frauengruppe im Frauenlager I. Und auch eine „starke französisch-belgische Gruppe, an der die Juden führend beteiligt waren. Aus Nachrichten und Artikeln, die in Auschwitz geheim verfaßt wurden und ihren Weg über Außenkommandos nach Krakau fanden, wurde dort das ‚Auschwitz-Echo‘ in polnischer Sprache vertrieben. … Auf dem Wege über den einen Geheimsender in Krakau empfingen die Londoner Polen ihre Nachrichten über Auschwitz, die dann in der Welt verbreitet wurden. Erst dieser intensiven Nachrichten-
übermittlung ist es zu verdanken, daß die Welt von Auschwitz und den Zuständen dort mehr erfuhr, als von irgend einem anderen Lager in Deutschland.“
Nichts gehört der Vergangenheit an, alles ist noch Gegenwart und kann wieder Zukunft werden
Fritz Bauer