Jürgen-Kuczynski-Ehrung

24. August 2015

Ab 2. September, 17 Uhr wird der Platz am Freizeithaus Weißensee in der Pistoriusstraße den Namen des Wissenschaftlers und Antifaschisten Jürgen Kuczynski tragen.

Die Namensgebung und die Enthüllung einer durch Spenden von Bürgern finanzierten Skulptur erfolgt durch das Bezirksamt. Anschließend würdigt der Initiativkreis den so geehrten im Rahmen einer Veranstaltung im Freizeithaus.

Bild J.K.

Prof. Dr. Jürgen Kuczynski – Wirtschaftswissenschaftler, Kommunist und Antifaschist –, der 1936 auch wegen seiner jüdischen Abstammung nach Großbritannien emigrieren musste, wirkte dort vor allem unter den deutschsprachigen Emigranten für ein breites Bündnis im Kampf gegen Nazideutschland. 1944 trat Jürgen Kuczynski in den Dienst der amerikanischen Streitkräfte und kehrte 1945 als US-Offizier nach Deutschland zurück. In der DDR, für ihn das »andere«, von Faschismus und Monopolherrschaft befreite Deutschland, gehörte er zu den bedeutendsten Wirtschaftswissenschaftlern.

Er lebte und arbeitete von 1950 bis zu seinem Tode 1997 in Berlin-Weißensee. Seine Leistungen auf dem Gebiet der Wirtschaftswissenschaften, im Besonderen der Wirtschaftsgeschichte und der Statistik der Lebenslage der Arbeiter sowie seine umfänglichen Publikationen waren und sind international hoch geachtet. Eine englische Zeitung schrieb, mit seinem Tode sei einer der letzten Großen des 20. Jahrhunderts gegangen. Seit 2007 bemüht sich eine Bürgerinitiative um eine öffentliche Ehrung von Prof. Dr. Jürgen Kuczynski in Berlin-Weißensee. Erfreulich, dass nunmehr, nach jahrelangem, zähem Ringen, das Projekt auf der Zielgeraden angekommen zu sein scheint. Die BVV von Pankow hat 2014 zugestimmt, eine öffentliche Grünfläche in der Nähe seiner ehemaligen Wohnung »Jürgen-Kuczynski-Park« zu nennen. Neben der beabsichtigten Informationstafel im Park soll auch eine Tafel des Künstlers Harald Kretschmar mit einem Reliefporträt Jürgen Kuczynski würdigen. Sie soll am Giebel des viel besuchten »Freizeithauses« im Park angebracht werden. Kretschmar hat J. K. aus eigenem Erleben gut gekannt und weiß, dass er, als große streitbare Persönlichkeit, immer – auch in der DDR – umstritten war. Das Relief zeigt einen Menschen, der sich seiner Werke und Worte äußerst bewusst ist, voller starker Selbstwahrnehmung, gepaart mit ebensolcher listiger Selbstironie wie auch höflicher Menschenfreundlichkeit. So war J. K.!

Die Familie hat übrigens diese Lösung befürwortet. Die Ehrung soll im September 2015 vollzogen werden. …

Quelle: UNSER BLATT Nr. 58, Seite 7)