„Aber ich sah ja selbst, das war der Krieg“ – Lesung und Gespräch
12. April 2016
Der Filmregisseur Konrad Wolf (1925-1982), nach dem seit 1985 in Hohen-schönhausen eine Straße benannt ist, hat ein außergewöhnliches Dokument hinterlassen: sein Kriegstagebuch in russischer Sprache. Es liegt nun in deutscher Übersetzung vor, vervollständigt durch Briefe aus den Jahren 1942 – 1945. In Erinnerung an den faschistischen Überfall auf die Sowjetunion im Juni 1941, an die unermesslichen Opfer der Völker der Sowjetunion in jenem Krieg und an die Befreiung im Frühjahr des Jahres 1945 lesen wir aus dem Kriegstagebuch und aus Briefen Konrad Wolfs und sprechen mit Dr. Emmi Wolf über diese Zeit.
Samstag | 23. April 2016 | 10 Uhr
Bürgerschloss Hohenschönhausen
Hauptstraße 44
13055 Berlin – Alt-Hohenschönhausen
Tram 27 und M5, Bus 256 Haltestelle Hauptstraße/Rhinstraße
Konrad Wolf ist der Sohn des jüdischen Arztes und kommunistischen Schriftstellers Friedrich Wolf. 1933 emigrierte die Familie über die Schweiz und Frankreich nach Moskau. Er besuchte dort die deutsche Karl-Liebknecht-Schule und erwarb die sowjetische Staatsangehörigkeit. Mit siebzehn trat er in die Rote Armee ein und gehörte 1945 als Neunzehnjähriger zu den Truppen, die Berlin einnahmen. Für kurze Zeit war er im April 1945 der erste sowjetische Stadtkommandant von Bernau bei Berlin. Sein älterer Bruder Markus besuchte die Hochschule für Flugzeugbau in Moskau, anschließend die Parteischule des Exekutivkomitees der Komintern, wo er sich in die Tochter Emmi des 1933 ermordeten KPD-Reichstagsabgeordneten Franz Stenzer (1900–1933) verliebte und die er 1944 heiratete. Emmi hat in den Reihen der Roten Armee als Soldatin und Offizierin gegen den Hitler-Faschismus gekämpft. Nach dem Krieg hat sie Literaturwissenschaften studiert und war langjährige Leiterin des Friedrich-Wolf-Archivs in der Akademie der Künste.