Vor 74 Jahren: Hiroshima und Nagasaki mahnen
29. Juli 2019
Häftling 174 517
20. Juli 2019
174 517 – das ist die Nummer, die dem Häftling Primo Levi in Auschwitz auf den linken Unterarm tätowiert wurde.
„Weder rühme ich mich noch schäme ich mich ihrer, weder zeige ich sie vor, noch verberge ich sie. Ich zeige sie nur ungern dem, der mich aus reiner Neugier darum bittet, aber bedenkenlos und zornig der, der behauptet, er könne es nicht glauben. Junge Menschen fragen mich häufig, warum ich sie mir nicht wegmachen lasse, und das versetzt mich in Staunen: warum sollte ich? Wir sind nicht viel auf der Welt, die dieses Zeichen tragen.“
Vor 100 Jahren, am 31. Juli 1919 wurde der italienische Chemiker, Schriftsteller und Auschwitz-Überlebende Primo Levi in Turin als Sohn liberal-jüdischer Eltern geboren. Nach dem Besuch eines humanistischen Gymnasiums schrieb er sich 1937 an der dortigen Universität für das Fach Chemie ein. Obwohl die 1938 in Italien erlassenen Rassegesetze Juden vielerlei Beschränkungen auferlegten, gelang es Levi, sein Studium 1941 abzuschließen. Da das Abschlusszeugnis jedoch den Vermerk „von jüdischer Rasse“ enthielt, fand er zunächst keine Anstellung, arbeitete dann in den Forschungsabteilungen einer Asbestmine und später eines Schweizer Pharmakonzerns in Mailand.
Im Herbst 1943 versuchte Primo Levi sich einer Partisanengruppe anzuschließen, geriet jedoch kurz darauf in Gefangenschaft und kam in das für Juden eingerichtete Konzentrationslager Fossoli bei Modena, von wo aus er im Februar 1944 nach Auschwitz-Monowitz verbracht wurde und bis Januar 1945 Zwangsarbeit für die IG Farben im sogenannten Chemie-Kommando leisten musste. Er entging den berüchtigten Todesmärschen, weil er, an Scharlach erkrankt, im Krankenbau lag, als die Rote Armee eintraf.
Nach seiner Befreiung und einer zehn Monate dauernden Odyssee durch mehrere europäische Länder kehrte Primo Levi im Oktober 1945 nach Turin zurück. Beschrieben wird diese Odyssee in dem Dokumentarfilm „La strada di Levi“ des Italieners Davide Ferrario aus dem Jahr 2006. Er arbeitete als Laborchemiker in der Industrie und schrieb nebenbei, bevor sich ab 1977 ganz dem Schreiben widmete. Weltweit bekannt wurde Levi vor allem mit seinem Buch „Ist das ein Mensch?“ (1947), in dem er auf eindringliche Weise seinen elfmonatigen Überlebenskampf in Auschwitz beschreibt. Mit „Die Atempause“ (1963), einem zweiten autobiographischen Text, setzt Primo Levi diese Erinnerungen fort. Sein 1975 veröffentlichtes Buch „Das periodische System“, eine Sammlung autobiografischer Kurzgeschichten, wurde 2006 von der britischen Royal Institution zum „besten populären Wissenschaftsbuch aller Zeiten“ gekürt. Es folgen „Der Ringschlüssel“ (1978), „Wann, wenn nicht jetzt?“ (1982), „Die Untergegangenen und die Geretteten“ (1986) und „Das Maß der Schönheit“ (1997).
„Es ist geschehen, und folglich kann es wieder geschehen.“
Die Pflicht, Zeugnis abzulegen trieb den Holocaustüberlebenden Primo Levi zeit seines Lebens um. Einfach hat er es sich dabei nie gemacht. Am 11. April 1987 verstarb Primo Levi in Turin.
In Weißensee trägt ein Gymnasium seit 2007 seinen Namen. Im Schuljahr 2019/2020 wird mit einer Reihe kleinerer und mittelgroßer Veranstaltungen im Rahmen der sogenannten Primo Tage an den Namensgeber erinnert. Zum Programm >>>
8. Mai – Tag der Befreiung
1. Mai 2019
Am 8. Mai 2019 erinnern Mitglieder des Bezirksamtes und Abgeordnete der BVV Lichtenberg an unterschiedlichen Orten an die Befreiung Europas vom Hitler-Faschismus >>>
Die Zentrale Veranstaltung und Kranzniederlegung findet statt am
8. Mai 2019, 17 Uhr
am Ehrenmal in der Küstriner Straße
im Ortsteil Hohenschönhausen
Kevin Hönicke, Fraktionsvorsitzender der Lichtenberger SPD,
hält die Gedenkrede.
Das Deutsch-Russischen Museum Karlshorst erinnert mit einem Museumsfest an das Ende des Krieges. Es endet um 22 Uhr mit dem traditionellen Toast auf den Frieden. Das ganze Programm gibt es hier >>>.
Jeder Mensch, der die Freiheit liebt, hat der Roten Armee mehr zu verdanken, als er jemals in seinem Leben bezahlen könnte.
Ernest Hemingway
Am 9. Mai – dem ersten Tag des Friedens, in vielen Ländern der ehemaligen Sowjetunion als „Tag des Sieges“ begangen, feiert die Berliner VVN-BdA
ab 14 Uhr am Treptower Park (Eingang Ehrenmal Herkomer Straße) zur Erinnerung an die Befreiung vom Faschismus durch die Rote Armee ein antifaschistisches Fest. Mit ihm soll auch ein deutliches Zeichen des Widerstands gegen geschichtsrevisionistische Tendenzen und das unterschiedslose Gedenken und die Vermischung von Opfern und Tätern gesetzt werden.
Gedenken an die Befreiung Weißensees
14. April 2019
„Vorbei der Feuerbrand, der Friede kam ins Land“ heißt es in einem Lied aus dem Jahr 1945. Den Frieden brachten die Sowjetarmee nach Berlin, am Sonntag, dem 22. April 1945 nach Weißensee und Hohenschönhausen. Es war ein sonniger Frühlingstag und es roch nach Flieder und nach Pulver. Das damalige Weißensee war der erste Stadtbezirk, wo der Krieg für die Bevölkerung zu Ende war. Er war weitergezogen, wenn auch nur wenige Kilometer Richtung Innenstadt.
Der Krieg hinterließ 719 total zerstörte, 39 schwer beschädigte und 577 wieder herstellbare Gebäude, so vermelden es die Statistiken jener Zeit. Im Mai 1945 lebten von ehemals 80.000 noch etwa 60.000 Einwohner in Weißensee. Dazu kamen allein bis Juni 100.000 Flüchtlinge, Strandgut des Krieges. Aufbauwillen zeigten vor allem diejenigen, die bis dahin als Vaterlandsverräter galten. In Weißensee begann am 28. April eine antifaschistische Stadtverwaltung zu arbeiten, es gab die ersten Lebensmittel und es regten sich die Kräfte zum politischen Neubeginn. Viele empfanden die Niederlage als Befreiung.
Wir erinnern an dieses historische Datum
mit einem kleinen Gedenkmeeting
am Mittwoch, 24. April 2019 | 17:30 Uhr
am „Denkmal für die antifaschistischen Widerstandskämpfer“
am Weißensee, Nähe (ehem.) Kulturhaus „Peter Edel“, Berliner Allee
Auf zum Ostermarsch 2019 in Berlin!
14. April 2019