Aus Erinnern kommt Haltung

13. Januar 2024

In der damaligen Halbmonatszeitschrift der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes „Unser Appell“ findet sich in der Doppel-Nummer 3/4 vom
10. September 1947 auf den Seiten 15f. ein Beitrag von Heinz Galinski, in dem er der Frage nachgeht, „ob die Juden wirklich nur Opfer der Naziverfolgung [waren], der sie sich willenlos auslieferten, oder … nicht auch Kämpfer gegen das System und mit allen Mitteln bestrebt, aktiven Widerstand zu leisten“. Viele von ihnen hätten erstaunlichen Widerstand geleistet, auch in den KZ, auch in Auschwitz. Die „jüdischen Widerstandsgruppen in Auschwitz … haben sich in engster Zusammenarbeit mit den politischen deutschen Häftlingen sowie mit den verschiedenen ausländischen Gruppen bewährt.“ Eine polnische Gruppe wird erwähnt, eine tschechische, eine österreichische, eine illegale Frauengruppe im Frauenlager I. Und auch eine „starke französisch-belgische Gruppe, an der die Juden führend beteiligt waren. Aus Nachrichten und Artikeln, die in Auschwitz geheim verfaßt wurden und ihren Weg über Außenkommandos nach Krakau fanden, wurde dort das ‚Auschwitz-Echo‘ in polnischer Sprache vertrieben. … Auf dem Wege über den einen Geheimsender in Krakau empfingen die Londoner Polen ihre Nachrichten über Auschwitz, die dann in der Welt verbreitet wurden. Erst dieser intensiven Nachrichten-
übermittlung ist es zu verdanken, daß die Welt von Auschwitz und den Zuständen dort mehr erfuhr, als von irgend einem anderen Lager in Deutschland.“

Nichts gehört der Vergangenheit an, alles ist noch Gegenwart und kann wieder Zukunft werden

Fritz Bauer

Nichts gehört der Vergangenheit an

8. Dezember 2023

Zum 75. Jahrestag der Charta der Menschenrechte

Der nachfolgende Beitrag gibt in wesentlichen Teilen einen – hier geringfügig überarbeiteten und ergänzten – Artikel zum 70. Jahrestag der der Charta der Menschenrechte wieder, geschrieben von Conrad Taler und veröffentlicht in der Ausgabe November/Dezember 2018 der antifa – Magazin der VVN-BdA für antifaschistische Politik und Kultur.

 
 

 Mit der am 10. Dezember 1948 von der UNO-Vollversammlung beschlossen „Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte“ haben die Vereinten Nationen eine Resolution verfasst, die als Absichtserklärung die in ihr formulierten Menschenrechte in möglichst allen Staaten durchsetzen und schützen wollte und will.

Sie ist ein Meilenstein im Einsatz für die Menschenrechte. In 30 Artikeln werden bürgerliche, politische, kulturelle, wirtschaftliche und soziale Rechte definiert. Sie gelten für jeden Menschen – unabhängig von Herkunft, Geschlecht oder Religionszugehörigkeit – einfach weil wir Menschen sind. 75 Jahre später ist die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte immer noch hochaktuell und in über 500 Sprachen übersetzt.

Sie enthält in der Tat aber zunächst einmal nur unverbindliche Empfehlungen. Und sie können nirgendwo eingeklagt werden. Dazu hätte der Sicherheitsrat einen entsprechenden Beschluss fassen müssen. Das ist nicht geschehen. Aber: Sie bildet die Grundlage für weitere 70 Menschenrechtsverträge.

Anders verhält es sich mit der Konvention zum Schutz der Menschenrechte und Grundfreiheiten, die am 4. November 1950 von den Mitgliedsstaaten des Eurorates unterzeichnet worden ist. Sie deckt sich weitgehend mit der Menschenrechtscharta und erlangte am 7. August 1952 für die Bundesrepublik Deutschland Gesetzeskraft. Verankert sind die Menschenrechte auch in den ersten fünf Artikeln des Grundgesetzes.

Insofern leben wir rechtlich auf sicherem Grund, aber die Wirklichkeit sieht anders aus. Inzwischen wird die Charta der Menschenrechte, die ja auch dem Frieden dienen soll, zur Bemäntelung von Angriffskriegen benutzt. Stichwort: Humanitäre Intervention. Für die Fachwelt ist die Erklärung der Menschen- rechte eine direkte Reaktion auf die schrecklichen Ereignisse des Zweiten Weltkriegs und die Verbrechen Hitlerdeutschlands. Das gilt übrigens auch für das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland. Dennoch gilt das Grundgesetz in den Augen aller Bundesregierungen nicht als antifaschistisch.

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Wir verurteilen den Terror der islamistischen Hamas

10. Oktober 2023

Erklärung der Bundesvereinigung der VVN-BdA zur derzeitigen Lage

„Schaut nicht weg – Rechte Kellerbrände stoppen!“

18. Juni 2023

Kundgebung
Freitag, 23. Juni 2023, 15:00 Uhr, Prerower Platz

Seit über einem Jahr brennen regelmäßig Keller in Neu-Hohenschön-hausen. Inzwischen ist klar, dass viele der Brände aus politischen Motiven gelegt wurden. „Das ist eine Kriegserklärung an den Staat“, so beginnt der Text auf den Zetteln, die danach in der Nachbarschaft auftauchten. Gefordert wurde, „Islamisierung, Flüchtlingswelle und Inflation [zu] stoppen“. Sollte dem nicht nachgekommen werden, würden Zivilisten sterben und Berlin weiter brennen. Um der Drohung Nachdruck zu verleihen, wurde der Besitz von Waffen behauptet.

Die Polizei ermittelt seit mehr als einem halben Jahr gegen vier Tatverdächtige. Ihre rechten Motive wurden dabei offensichtlich. Weil die Beschuldigten einen Angriff auf ein Heim für Geflüchtete geplant haben sollen, gab es bereits im letzten Dezember Hausdurchsuchungen. Im Gerichtsverfahren gegen einen der Verdächtigen sind viele Informationen an die Öffentlichkeit gelangt. So wollte sich die Gruppe Waffen besorgen und diese gegen Migrantinnen und Migranten einsetzen. Ein Polizist berichtete vor Gericht von einem Video, auf dem er den Angeklagten gesehen hat, wie dieser mit einer Schreckschusswaffe auf Personen schießt. Ein Zeuge berichtete auch, dass der Angeklagte davon erzählte, zu „Schießübungen“ in Polen gewesen zu sein.

Derweil brannte und brennt es weiter in Neu-Hohenschönhausen.

Am 2. Juni 2023 wurde der angeklagte jungen Mann wegen des Schreibens des Drohbriefes zu den Bränden verurteilt und aus der Haft entlassen.

Das gesellschaftliche Klima in Deutschland ist in den letzten Jahren rauer, rassistische und nationalistische Diskurse – nicht nur, aber vor allem – durch die AfD wieder gesellschaftsfähig geworden. Und sie sind, wie sich zeigt, brandgefährlich.

Rassismus, egal in welcher Form, darf nicht geduldet, verharmlost oder ignoriert werden. Rassismus tötet! Die Anschlagsserie muss lückenlos aufgeklärt und die Motivation der Täter klar benannt werden. Und weitere Anschläge müssen verhindert werden. Ein Gebot der Stunde: Gemeinsam gegen rechte Gewalt aktiv werden – nicht wegschauen. – Sprechen wir darüber.

Die Kundgebung am Freitag, 23. Juni 2023, 15:00 Uhr, auf dem Prerower Platz soll ein Zeichen setzen, dass es in Neu-Hohenschönhausen keinen Platz für rechte und rassistische Ideologien geben darf.

Auf der >>> Sonderseite der VVN-BdA Lichtenberg e.V. finden sich alle Infos zur Kundgebung, zu den Anschlägen und eine Presseschau.

Gedenken an Frieda Seidlitz

21. Mai 2023

„Sollte ich einmal verhaftet werden, über meine Leiche können sie gehen, über meine Lippen kommt nichts!“

Frieda Seidlitz, antifaschistische Widerstandskämpferin

BdA Weißensee-Hohenschönhausen und die North East Antifa laden zu einem Gedenken an die antifaschistische Widerstandskämpferin Frieda Seidlitz ein:

Samstag, den 27. Mai |  15 Uhr
vor ihrem ehemaligen Wohnhaus, Heinersdorfer Straße 32, 13086 Berlin.

Bild Frieda Seidlitz

Frieda Seidlitz (*02.09.1907) war während der NS-Zeit aktives Mitglied in der Roten Hilfe. Sie organisierte die Flucht von mehr als 40 Personen und hatte eine Schlüsselstellung innerhalb der Roten Hilfe inne: als Materialkurierin und mit ihrer wichtigen Verbindung in die Tschechoslowakei. Am 27. Mai 1936 kam Frieda mit 28 Jahren ums Leben – Todesursache unklar.

An ihre mutige Geschichte zu erinnern ist unsere Aufgabe als Antifaschist*innen!

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