Gedenken an Jan Koplowitz (01.12.1909 – 19.09.2001)

14. September 2016

Bildnis Jan KoplowitzAm 1. Dezember 1909 kam Jan Koplowitz in dem schlesischen Kurort Bad Kudowa in einer alteingesessenen Hotelier-Familie zur Welt. Er trat jedoch in den Kommunistischen Jugendverband ein, arbeitete als Lehrer, als Buchhändler und kam zum Bund Proletarisch-Revolutionärer Schriftsteller (ASSO), wurde schließlich verantwortlicher der »Schlesischen Arbeiterzeitung« und Mitglied und Autor einer der damals weit verbreiteten Agitprop-Gruppen. Das Jahr 1933 war dann der Beginn eines unsteten Lebens mit illegaler Arbeit, Verhaftung, Flucht in die CSR, schließlich nach England. Dort heiratete er, arbeitete, als die zuerst auch ihn treffende Internierung beendet war, in einem Rüstungsbetrieb und wartete sehnsüchtig auf den Tag, an dem er wieder nach Deutschland zurückkehren konnte.

Hier nach dem Untergang des Nazi-Reiches wieder angekommen, nahm er – seine Familie blieb in England – 1947 seinen Wohnsitz wie viele andere seiner politischen Oberzeugung im Osten des Landes. Und er setzte die Arbeit aus den Zwanzigern fort, indem er sich an komplizierte Standorte begab und vor allem mit jungen Menschen arbeitete. Besonders Orte des Aufbaus in der jungen DDR hatten es ihm angetan, er arbeitete in Unterwellenborn, wo ein Stahl- und Walzwerk entstand, man fand ihn bei der Gründung von Halle-Neustadt und an anderen Bauplätzen. Filme entstanden nach seinen Drehbüchern, er arbeitete auch kabarettistisch. Enge Beziehungen zu Freunden aus der Emigrationszeit führten auch für ihn zeitweilig zu ernsten Komplikationen im Kulturleben der DDR, so dass er über einige Zeit mehr in Prag als in Berlin wirkte und erst Ende der 60er-Jahre wieder zurückkehrte. Später schrieb er mit »Bohemia, mein Schicksal« einen Familienroman in Erinnerung an die vielen ermordeten Angehörigen der großen Hotelier-Familie Pollak aus Bad Kudowa. Aus dem Buch entstand ein beeindruckender Fernseh-Mehrteiler, der ausführlich auf jüdisches Leben in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts einging.

1990 wurde Jan Koplowitz Ehrenvorsitzender des BdA Hohenschönhausen-Weißensee. Im Jahre 1993 beschlossen Bewohner des zu Kudowa Zdroj gehörenden Ortes Czermna im Glatzer Bergland, das früher Tscherbeney hieß und zu dessen Herrschaft der spätere Badeort ursprünglich gehört hatte, unter dem Eindruck der Kriegshandlungen in Bosnien-Herzegowina, in ihrem Ort ein Denkmal der drei Kulturen zu errichten. Auf den Tafeln steht in der jeweiligen Sprache:

»Den Tschechen – Den Polen – Den Deutschen: Gewidmet für ihren Beitrag zur materiellen und kulturellen Entwicklung von Tscherbeney seit den Anfängen im Jahre 1354. Die dankbaren Bewohner von Czermna im Jahre 1999.«

In diesem Ort wurde wenige Monate vor seinem Tode Jan Koplowitz feierlich zum Ehrenbürger der Stadt ernannt. Am 19. September 2001 starb er in Berlin. Sein Grab befindet sich auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof in Nachbarschaft zu vielen bekannten Persönlichkeiten Berlins.

Joachim Bennewitz

Dieser Beitrag erschien in UNSER BLATT Ausgabe 43 – Januar 2010