27. Januar: Erinnern für die Zukunft

18. Januar 2019

Am 27. Januar 1945 befreiten Soldaten der Roten Armee die Überlebenden des KZ Auschwitz-Birkenau, des größten Vernichtungslagers der deutschen Faschisten.

Seit 1996 ist der 27. Januar in Deutschland als Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus ein bundesweiter, gesetzlich verankerter Gedenktag. Er erinnert an alle Opfer des Faschismus. – Die Vereinten Nationen erklärten im Jahr 2005 den 27. Januar zum Internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust.

„Der 27. Januar soll dem Gedenken an die Opfer der Ideologie vom „nordischen Herrenmenschen“ und von den „Untermenschen“ und ihrem fehlenden Existenzrecht dienen. … Ich wünsche mir, daß der
27. Januar zu einem Gedenktag des deutschen Volkes, zu einem wirklichen Tag des Gedenkens, ja des Nachdenkens wird.“

(Bundespräsident Roman Herzog am 19. Januar 1996)

Das Datum erinnert auch an das Ende der Leningrader Blockade
(8. September 1941 bis zum 27. Januar 1944), die etwa 1,1 Millionen zivilen Bewohnern der Stadt das Leben kostete. Die meisten dieser Opfer verhungerten. Die Einschließung der Stadt durch die deutschen Truppen mit dem Ziel, die Leningrader Bevölkerung systematisch verhungern zu lassen, war eines der eklatantesten Kriegsverbrechen der deutschen Wehrmacht während des Krieges gegen die Sowjetunion.


Im Stadtmuseum Sankt Petersburg ist das Tagebuch von Tanja Sawitschewa (30.01.1930 – 01.07.1944) zu sehen, einer russischen Schülerin, die ein Tagebuch führte, nur wenige Zeilen umfassend, und gerade deshalb ein erschütterndes Dokument:

  • Schenja starb am 28. Dezember um 12.00 vormittags 1941
    (28 декабря 1941 года. Женя умерла в 12 часов утра.)
  • Großmutter starb am 25. Januar, 3 Uhr nachmittags 1942
    (Бабушка умерла 25 января 1942-го, в 3 часа дня.)
  • Ljoka starb am 17. März um 5 Uhr vormittags 1942
    (Лёка умер 17 марта в 5 часов утра.)
  • Onkel Wasja starb am 13. April um 2 Uhr nach Mitternacht 1942
    (Дядя Вася умер 13 апреля в 2 часа ночи.)
  • Onkel Ljoscha am 10. Mai um 4 Uhr nachmittags 1942
    (Дядя Лёша 10 мая в 4 часа дня.)
  • Mutter am 13. Mai um 7.30 vormittags 1942
    (Мама — 13 мая в 7.30 утра.)
  • Die Sawitschews sind gestorben.
    (Савичевы умерли.)
  • Alle sind gestorben.
    (Умерли все.)
  • Nur Tanja ist geblieben.
    (Осталась одна Таня.)


Bereits am Freitag, 25.01.2019, 10.00 Uhr erinnert der Lichtenberger Bezirksbürgermeister Michael Grunst an der Gedenktafel im Rathaus Lichtenberg an die Opfer.

Am Sonntag, 27.01.2019 werden Mitglieder des Bezirksamtes an verschieden Orten des Bezirkes Kränze und Gebinde niederlegen, so um

11.00 Uhr am Gedenkstein für die Jüdische Synagoge, Konrad-Wolf-Straße 92 (Gedenkveranstaltung des Ardenne-Gymnasiums), anschließend an den Gedenksteinen für russische, niederländische und belgische Zwangsarbeiter auf dem Friedhof St. Hedwig, Konrad-Wolf-Str. und an der Gedenktafel für
Dr. Victor Aronstein, Werneuchener Straße 3

Um 17.00 Uhr wird im Museum Lichtenberg (Türrschmidtstraße 24) eine Ausstellung eröffnet – „Zuflucht Hoffnung – Bilder aus dem europäischen Exil“. Die 2015 in Griechenland aufgenommenen Fotos schlagen eine Brücke zwischen den Fluchtbewegungen des 20. Jahrhunderts infolge von rassistisch und ethnisch begründeter Vertreibung und der gegenwärtigen weltweiten Migration.

Ab 18.00 Uhr am Museum dann die Lichtaktion „Erinnern für die Zukunft“. Bis zum Morgen des 28. Januar 2019 werden auf der Giebelwand des Museums die Namen von mehr als 300 ermordeten und vertriebenen Lichtenbergerinnen und Lichtenbergern jüdischen Glaubens oder jüdischer Herkunft zu lesen sein.

>>> Zur Pressemitteilung des Bezirksamtes