2. August – Internationaler Tag des Gedenkens an den Genozid an den Sinti/Sintizze und Roma/Romnija

1. August 2022

Rund 500.000 Roma/Romnija und Sinti/Sintizze wurden während des Holocaust ermordet – Opfer einer rassistischen Verfolgungspolitik des deutschen Faschismus und seiner Verbündeten. Roma/Romnija und Sinti/Sintizze wurden in Vernichtungslagern, wie etwa in Auschwitz, getötet und fielen in Zwangsarbeits- und Konzentrationslagern der alltäglichen Gewalt, Hunger und Krankheiten zum Opfer. Viele wurden deportiert und als Zwangsarbeiter ausgebeutet, auf Bauernhöfen, auf Baustellen und in der Industrie. Roma/Romnija und Sinti/Sintizze nennen diesen Genozid „Porajmos“, was „Verschlingung“ oder „Zerstörung“ auf Romani bedeutet. Doch diesem Völkermord kommt heute immer noch wenig Beachtung zu, auch wenn das Europäische Parlament 2015 den 2. August zum europäischen Holocaust-Gedenktag für die Roma und Sinti erklärte, erinnernd an die Ermordung von 4.200–4.300 Sinti und Roma, hauptsächlich Frauen, Kinder und Alte, in der Nacht vom 2. auf den 3. August 1944 im „Zigeunerfamilienlager“ des KZ Auschwitz-Birkenau.

Die Regierende Bürgermeisterin von Berlin, Franziska Giffey, erklärt, dass Demütigung, Ausgrenzung und Hass Vorzeichen des Mordens gewesen seien. “Wir lernen aus dieser Erfahrung, dass Respekt, Offenheit und Zuwendung für eine Demokratie und ein offenes und freies Berlin unverzichtbar sind. Das Benennen jedes diskriminierenden Verhaltens und die Bekämpfung von Diskriminierung sind unsere Pflicht. Darum müssen wir Antiziganismus genauso bekämpfen wie Antisemitismus.“

„Wir müssen immer wieder die Erfahrung machen, daß wir gegen die Obermacht und den Hochmut der Deutschen, der Nichtzigeuner, nichts ausrichten können. Als einzige Sinteza in Deutschland, die Filme macht, trete ich denen entgegen, die ständig einen Schlußstrich unter die deutsche Vergangenheit ziehen wollen.“

Melanie Spitta (1999)

Melanie Spitta, geborene Keck (1946–2005) war eine deutsche Filmemacherin und Bürgerrechtlerin aus der Volksgruppe der Sinti. 1938 floh Spittas in Deutschland als „Zigeuner“ verfolgte Sinti-Familie nach Belgien, wo sie 1946 als jüngstes Kind zur Welt kam. Ihre Geschwister waren in Auschwitz ums Leben gekommen. Mit den überlebenden Verwandten wuchs sie ab 1949 in Düren (Rheinland) auf. Ihre Mutter, ehemaliger Häftling der Konzentrationslager Auschwitz, Ravensbrück und Bergen-Belsen, verstarb früh an Tuberkulose, möglicherweise infolge medizinischer Experimente durch Josef Mengele. Melanie Spitta war dadurch als Kind lungenkrank und ihr Leben lang gesundheitlich beeinträchtigt.