An den 77. Jahrestag der Ermordung von Anna Ebermann erinnerten junge und ältere Antifaschistinnen und Antifaschisten vor ihrem einstigen Wohnhaus in Weißensee.
Hier ist eine Gedenktafel zu finden. Auch eine kleine Straße in Hohenschön-hausen sorgt dafür, dass ihr Name nicht vergessen wird.
In ihrem bayerischen Geburtsort Rottenbauer gab es lange keine Tafel, kein Denkmal, keine Straße. Dabei ist Anna Ebermann doch eine Rottenbaurer Ehrenbürgerin. Seit 2016 wahren in Würzburg-Rottenbauer ein Stolperstein und seit Mitte 2018 eine nach ihr benannte Straße das Andenken an eine tapfere Frau.
Hilfsarbeiter, Malergehilfe, Kunstgewerbeschule, Studium an der Dresdener Kunstakademie (deren Rektor er 1946 wurde), Mitglied der KPD seit 1926, Mitbegründer der „Assoziation revolutionärer bildender Künstler Deutschlands“, Antifaschist, Berufsverbot, Verhaftungen 1936 und 1938, KZ Sachsenhausen 1940, Strafbataillon der Wehrmacht, Flucht zur Roten Armee 1944, Rückkehr nach Deutschland 1946 – markante Punkte auf einem viel zu kurzen Lebensweg.
Hans und seine Frau Lea kämpften mit ihrer Kunst gegen den aufkommenden Faschismus, und auch das Berufsverbot konnte nicht verhindern, dass bleibende Kunstwerke in der Illegalität entstanden: der Zyklus „Tiere und Menschen“ (1933-1938), eine Beschreibung der Nazibarbaren, ihrer Niedertracht und Dummheit, ihrer Gewaltherrschaft und Raubgier, Tiere als Metaphern nutzend. Oder das Triptychon „Das Tausendjährige Reich“ (1935-1938), kündend von brennenden Städten und verzweifelten Menschen, die finale Katastrophe des Faschismus vorwegnehmend – eines der visionärsten Bilder des 20. Jahrhunderts.
In meiner Kunstmappe aus weit zurückliegenden Schultagen findet sich eine Reproduktion des Bildes „Den Opfern des Faschismus“ aus dem Jahr 1946, seine erste Arbeit nach der Befreiung.
Nach dem Ende der DDR wurde auch sein Werk mit Füßen getreten, wird die Erinnerung an ihn unterdrückt. In Weißensee steht noch eine Gedenkstele vor einer alten Schule, die einmal seinen Namen trug. Die Schule ist heute ein alternatives Kultur-und Bildungszentrum. Es stimmt hoffnungsvoll, dass dort eine neue Generation von Antifaschistinnen und Antifaschisten aktiv ist. [ML]
Die Mordanschläge von Hanau jähren sich am 19. Februar 2021.
Foto: Migrantifa Berlin
Am 19. Februar 2020 hatte ein 43 Jahre alter Deutscher in Hanau, aus rassistischen Motiven handelnd, neun Menschen mit ausländischen Wurzeln erschossen. Zuvor hatte der Mann Pamphlete und Videos mit Verschwörungserzählungen und rassistischen Ansichten im Internet veröffentlicht. Nach der Tat tötete der 43-Jährige auch seine Mutter, bevor er sich selbst erschoss. Dieser Anschlag rückte das Phänomen des stochastischen, also vom Zufall abhängigen Terrorismus in das Bewusstsein der Öffentlichkeit und auch der Ermittlungsbehörden. Dieser Begriff beschreibt, so ist zu lesen, „die medial und digital verbreitete Herabwürdigung bestimmter Gruppen mit dem Ziel, zu Gewalttaten gegen Angehörige dieser Gruppen zu animieren.“ Eine neue Variante der bei den Ermittlungsbehörden beliebten Einzeltäter-These oder doch eher Beleg für rechten Terror als eine Konstante der jüngeren deutschen Geschichte?
Am 27. Januar 1944 endete die Leningrader Blockade, nach endlosen 871 Tagen. Die Einschließung der Stadt durch die deutschen Truppen mit dem Ziel, die Leningrader Bevölkerung systematisch verhungern zu lassen, gilt als eines der eklatantesten Kriegsverbrechen der deutschen Wehrmacht während des Kriegs gegen die Sowjetunion. Schätzungen gehen von etwa 1,1 Millionen zivilen Bewohnern der Stadt aus, die infolge der Blockade ihr Leben verloren. Die meisten dieser Opfer verhungerten.
Am 27. Januar 1945 befreite die Rote Armee das Vernichtungslager Ausschwitz. Sie fand noch etwa 7.500 Häftlinge vor, in einem lebensbedrohlichen Zustand. Heute gehen Forscher davon aus, dass mindestens 1,3 Millionen Menschen nach Auschwitz deportiert wurden. 1,1 Millionen von ihnen starben. Etwa eine Million der Getöteten waren Juden. Außerdem kamen mindestens 70.000 Polen, 21.000 Roma, 14.000 sowjetische Kriegsgefangene sowie 10.000 Tschechen, Belarussen …
Seit 1996 ist deshalb der 27. Januar in Deutschland ein Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus mit dem Anspruch, als bundesweiter gesetzlich verankerter Gedenktag an alle Opfer des Faschismus zu erinnern. Und die Vereinten Nationen erklärten den 27. Januar im Jahr 2005 zum Internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust.
Der deutsch-jüdischer Schriftsteller und Journalist Rudolf Hirsch (1907 – 1998), der den Faschismus im Exil in Palästina überlebte, schrieb auch über die Auschwitzprozesse. Hier ein Auszug aus dem Bericht von der Ortsbesichtigung am 14.-16. Dezember 1964:
„Wir kommen in dicken Wintermänteln, mit Pelzmützen und Handschuhen an, und wir fahren in Autos und Autobus zum Stammlager Auschwitz. Wir sehen die düsteren, engen Ziegelbauten. Dann fahren wir in das etwa sechs Kilometer entfernte Lager Auschwitz-Birkenau, geplant und gebaut für hunderttausend Häftlinge. Wir gehen über die Rampe zu den Trümmern der Krematorien, zu den Scheiterhaufen. Und es friert uns. Und wir sind froh, als wir wieder hinausgehen. Es ist kalt. Und wir schämen uns.
Unsere Mütter, Väter, unsere Schwestern und Brüder, unsere Kinder lebten und starben hier. In dünnen Kleidern, in Holzpantinen, täglich den Tod vor Augen, täglich die grausigen Flammen aus den Schornsteinen der Krematorien. Täglich das Anrollen der Züge aus ganz Europa. Und immer mehr Menschen.
Auschwitz, etwa dreißig Kilometer von Katowice und siebzig Kilometer von Kraków, war das Ende ihres Lebens.“
Zitiert nach: R. Schuder, R. Hirsch, „Nr. 58866: »Judenkönig«. Das Leben des Kurt Julius Goldstein“, verlag für berlin-brandenburg, Berlin 2009, S.184
Mitglieder der Kreisvereinigung Weißensee-Hohenschönhausen der VVN-BdA treffen sich zu Gedenken und mahnender Erinnerung an die Opfer am 27. Januar, 15:20 Uhr auf dem Jüdischer Friedhof Weißensee, Herbert-Baum-Straße 45, 13088 Berlin Es wird einen kurzen Redebeitrag geben, Blumen können niedergelegt werden.
Die Berliner VVN-BdA erklärt: >>> Auch am 27. Januar – Kein Gedenken an die Opfer des Naziregimes zusammen mit der AfD! Update 2021. Ein gemeinsames Innehalten, Gedenken und Erinnern mit Vertreter*innen einer Partei, deren Parteiführung und Funktionär*innen immer wieder die Verbrechen der Wehrmacht relativieren, in NS-Gedenkstätten provozieren und das Erinnern an den NS als „Verengung der deutschen Erinnerungskultur“ (Grundsatzprogramm der AfD) begreifen, ist eine Zumutung, schwer aushaltbar und eigentlich ausgeschlossen.
So ist ein Aufruf überschrieben, mit dem das Bündnis Bunter Wind für Lichtenberg zu Protesten gegen den Aufmarsch der neofaschistischen Kleinstpartei „Der III. Weg“ aufruft. Die hat für den 3. Oktober 2020 von 14 bis 20 Uhr einen Aufzug in Hohenschönhausen angemeldet.
„Der III. Weg“ agitiert antisemitisch, ausländerfeindlich und revisionistisch, und lehnt sich in ihrem Programm zum Teil an Vertreter eines „linken“ Nationalsozialismus an. Mit dem geplanten Aufmarsch unter dem Motto „Ein Volk will Zukunft! Heimat bewahren. Überfremdung stoppen. Kapitalismus zerschlagen!“ positioniert sie sich deutlich gegen das Engagement aller, die für Menschenrechte und eine vielfältige Gesellschaft einstehen.
Es ist eine Frage der politischen Hygiene, sich diesem Aufmarsch entgegenzustellen. Mehrere Gegenkundgebungen sind angemeldet.