22. April | Jahrestag der Befreiung Weißensees

19. April 2022

Martin Riesenburger (1896-1965), der von der Mitte der 1930er Jahre an die Predigten an den Berliner Synagogen maßgeblich mitprägte und in den Jahren der Verfolgung als Seelsorger auf dem Jüdischen Friedhof Weißensee wirkte, schrieb in seinen Erinnerungen, dass er „am 22. Mai [1945] einen jungen achtundzwanzigjährigen Soldaten mit Namen Michael Bodjana [beerdigte]. An einem Ehrenplatz auf unserem Friedhof erhebt sich ein Hügel über seinem Grab, und ein Denkstein kündet seinen Namen. Vielleicht weint in der Ferne eine treue Mutter um ihn.“

Michael Bodjan(a), dem Namen nach vermutlich aus Moldawien stammend, war am 30. April 1945 in das Krankenhaus der Jüdischen Gemeinde aufgenommen worden, wo er am 13. Mai an „Kreislaufschwäche, Kopfschuß und Beinverletzung“ verstarb. Sein Grab ist noch heute auf dem Friedhof zu finden. Auch an ihn wollen junge Antifaschistinnen und Antifaschisten aus dem Nordosten Berlins im Rahmen ihrer –>„Liberationweeks 2022“ mit einer kleinen Gedenkveranstaltung am 22. April, 17 Uhr am Denkmal der antifaschistischen Widerstandskämpfer am Weißensee erinnern, 77 Jahre nach der Befreiung Weißensees von der faschistischen Diktatur. Wir sind eingeladen, dies mit ihnen gemeinsam zu tun.

Martin Riesenburger erinnerte sich, dass am 23. April 1945, „15.00 Uhr nachmittags … das Tor unseres Friedhofes der erste sowjetische Soldat [durchschritt]. Aufrecht und gerade war sein Gang. Ich hatte das Gefühl,  daß er mit jedem Schritt bei seinem Kommen zu uns ein Stück des verruchten Hakenkreuzes zertrat. Wir umarmten diesen Boten der Freiheit, wir küßten ihn – und wir weinten!“

Die April- und Maitage des Jahres 1945 waren für viele Menschen Tage der Befreiung. Der 8. Mai „hat uns alle befreit von dem menschenverachtenden System der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft. … Der 8. Mai ist für uns vor allem ein Tag der Erinnerung an das, was Menschen erleiden mussten. Er ist zugleich ein Tag des Nachdenkens über den Gang unserer Geschichte. Je ehrlicher wir ihn begehen, desto freier sind wir, uns seinen Folgen verantwortlich zu stellen“ (Bundespräsident Richard von Weizsäcker | Rede 8. Mai 1985). Es gibt keinen Grund, nicht an diese Tage zu erinnern und die Geschichte umzuschreiben. Das Jahr 2022 ist nicht das Jahr 1945. Das Russland von heute ist nicht die Sowjetunion von 1945. Die russische Armee der Gegenwart ist nicht die multinationale Rote Armee des Jahres 1945, in der Russen, Ukrainer, Belorussen, Kirgisen, Tadschiken, Usbeken, Kasachen, Turkmenen, Armenier, Aserbaidschaner, Moldauer – Soldaten aus 15 Volksgruppen –  Seite an Seite in der sowjetischen Armee gegen Nazideutschland kämpften. Wohl aber sollten sie Anlass sein darüber nachzudenken, was Kriege, die ja nicht vom Himmel fallen, und ihre Vorbereitung mit uns, aus uns Menschen machen. Ja, es herrscht wieder Krieg in Europa, heißer Krieg, zum zweiten Mal nach 1945. Dabei sollte doch „Nie wieder Krieg“ sein. Und „Nie wieder Faschismus“. Worte, inflationär benutzt und dabei zunehmend ihres Inhalts beraubt, in ihr Gegenteil verkehrt. „Krieg ist Frieden; Freiheit ist Sklaverei; Unwissenheit ist Stärke“ (George Orwell, „1984“).

Buchenwald-Überlebender Boris Romantschenko bei Bombenangriff getötet – Stoppt den Krieg!

21. März 2022

Wir Mitglieder der VVN-BdA sind zutiefst erschüttert und betroffen vom Tod des 96-jährigen NS-Überlebenden Boris Romantschenko, über den die Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora informierte. Er wurde am 18. März Opfer eines Bombenangriffs auf sein Wohnhaus im ukrainischen Charkiw. Seine Enkelin teilte mit, dass das mehrstöckige Haus, in dem er wohnte, von einem Geschoss getroffen wurde. Seine Wohnung, die er aus Angst sich mit CoV zu infizieren monatelang nicht mehr verlassen hatte, brannte aus.

Der ehemalige Buchenwaldhäftling Boris Romantschenko war Vizepräsident des Internationalen Komitees Buchenwald-Dora und Kommandos für die Ukraine (IKBD). Er hat die KZ Buchenwald, Peenemünde, Dora und Bergen Belsen überlebt und ist nun im jüngsten Krieg in Europa getötet worden.

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Neue Stolpersteine in Weißensee

20. März 2022

Abbildung des Stolpersteins für Josef Höhn

In der Börnestraße 18 wohnte der Widerstands- kämpfer Josef Höhn, geb. am 27. März 1902, der 1944 vom Volksgerichtshof wegen „Vorbereitung zum Hochverrat“ zum Tod verurteilt und am 29. Januar 1944 im Zuchthaus Brandenburg Görden hingerichtet wurde. Er gehörte gemeinsam mit gleichgesinnten Kolleginnen und Kollegen einer illegalen Betriebszelle an mit dem Ziel, die „Kriegsproduktion so empfindlich wie möglich zu stören und die Arbeiter aus dem Stumpfsinn, mit dem sie den Krieg ertrugen, wachzurütteln“. Sie hörten verbotene Sender ab, unterstützten ausländische Arbeiterinnen und Arbeiter und führten politische Schulungen durch. An ihn soll nun ein Stolperstein erinnern. Die Verlegung wird begleitet von den vorwärts-Liederfreunden.

In der Bizetstraße 32 wird ein Stolperstein an den Konditor und späteren Zigarrenfabrikanten Bernhard Jastrow, geb. am 16. Mai 1876 erinnern. Nach 1933 war er seines jüdischen Glaubens wegen von zunehmender Entrechtung und Ausgrenzung, Diskriminierung und Drangsalierungen betroffen. In der Bizetstraße 32 lebte er ab 1942 in einem Lagerkeller, musste Zwangsarbeit leisten und wurde am 19. April 1943 nach Auschwitz deportiert, wo er ermordet wurde.

Militärische Logik löst keine Probleme – Militäraktionen müssen sofort eingestellt werden!

24. Februar 2022

Die Internationale Föderation der Widerstandskämpfer (FIR) – Bund der Antifaschisten erklärt:

„Die FIR ist ein „Botschafter des Friedens“. Wir stehen für Frieden ohne Krieg! Daher verurteilt die FIR die russische Militäraktion auf dem Territorium der Ukraine. Wir sehen in einer militärischen Eskalation keine Lösung für die Auseinandersetzungen zwischen der russischen Föderation und der Ukraine im Zusammenhang mit dem Donbass-Konflikt. Selbst wenn sich militärische Handlungen auf Schläge gegen die militärische Infrastruktur beschränken, können wir als Internationale Dachorganisation ein solches Vorgehen nicht billigen.

Wir treten dafür ein, dass dieses militärische Vorgehen sofort gestoppt wird. Eine Lösung kann und darf es nur auf dem Verhandlungswege geben unter Einbeziehung der OSZE-Strukturen geben.“

Zur Erklärung der FIR >>>

Und auch die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten (VVN-BdA e.V.) fordert:

Die VVN-BdA verurteilt die Entscheidungen der Duma und des russischen Präsidenten, die weiteres großes Leid über das ukrainische und das russische Volk bringen werden, auf das Schärfste.

#WeRemember

28. Januar 2022

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